Leichtes Übergewicht

Individueller Ansatz

Ein Körpermasseindex (engl. Body Mass Index, kurz BMI) von 25-29,9 (ab 35 Jahren ansteigend) gilt als Richtmaß für die Diagnose leichtes Übergewicht. Die WHO-Klassifikation des BMI erfolgt unabhängig von Alter und Geschlecht. Die streng definierten BMI-Grenzwerte als alleinige Messgröße gelten als umstritten.

Leichtes Übergewicht ist zunächst kein eigenständiges Gesundheitsrisiko. Verschiedene Gründe können dennoch für eine individuelle Ernährungsberatung sprechen. Ich unterstütze Sie in Ihrem Prozess mit Hilfe von Wissensvermittlung, kreativen Medien und lösungsorientiert-systemischer Gesprächsführung zur gezielten Verhaltensmodifikation. 

Meine Zielgruppe sind Erwachsene. Ich berate außerdem Jugendliche, die aus eigener Motivation die präventive Maßnahme ausdrücklich wünschen.

Klassifikation nach WHO

Je nach BMI-Ausmaß wird nach der Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leichtes Übergewicht definiert:

BMI

Bezeichnung

Beurteilung

18,5-24,9

Normalgewicht

Gewicht, mit dem sich bei ansonsten „gesundem“ und körperlich aktiven Lebensstil lange und gesund leben lässt. Abnehmen sinnlos! Weiter so!

25 – 29,9

leichtes Übergewicht, Wohlgenährtheit
Präadipositas

Kein eigenständiges Gesundheitsrisiko bei Einhaltung eines ansonsten „gesunden“ und körperlich aktiven Lebensstils. Gewicht halten, nicht unbedingt abnehmen! Nach WHO Behandlungsempfehlung nur, wenn gleichzeitig Begleiterkrankungen auftreten. Mit Bewegung o.k.!

ab 30

Adipositas

BMI berechnen

So errechnen Sie Ihren BMI:

Obwohl die WHO den BMI unabhängig von Alter und Geschlecht klassifiziert, spielen diese bei der Interpretation des BMI eine Rolle. Männer haben in der Regel mehr Muskeln als Frauen. Deshalb sind die Unter- und Obergrenzen der BMI-Werteklassen bei Männern etwas höher als bei Frauen. So liegt der BMI-Normalwert bei der WHO zwischen 18,5 und 25, während laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung der BMI bei Männern zwischen 20 und 25 und bei Frauen im Intervall von 19 bis 24 kg/m² als gesund gilt. Hinzu kommt, dass in der BMI-Zone 25-29,9 nicht klar ist, ob der BMI auf Grund eines ausgeprägten Skelettmuskel- oder Fettanteils erhöht ist. Ist ersteres der Fall und sind Körperfettmasse und Taillenumfang gleichzeitig in einem gesunden Bereich, ist Abnehmen bei Einhalten eines ansonsten gesunden und körperlich aktiven Lebensstils medizinisch nicht erforderlich.

Leichtes Übergewicht ist also nicht automatisch ungesund.

Ab einem BMI von 30 korreliert der BMI hingegen stark mit krankhaft erhöhter Fetteinlagerung, weshalb ab diesem BMI von Adipositas (Fettsucht) die Rede ist. Auch hier ist aber jeder fünfte Adipöse stoffwechselgesund. Dieses Phänomen beschäftigt aktuell zahlreiche Forschungsprojekte, damit in Zukunft gezieltere Therapieansätze gefunden werden können. Umgekehrt ist es übrigens möglich, dass Personen mit einem gesunden BMI von 18,5-24,9 versteckt adipös sind, also übermäßige Fettmasse mit dem Risiko für Fehlfunktionen einlagern, weil sie wenig oder kaum Sport treiben. Ihr Risiko für Folgeerkrankungen ist entsprechend erhöht, vor allem dann, wenn sie sich zusätzlich unausgewogen ernähren, rauchen oder/und stressanfällig sind.

Der BMI kann auch bei Kindern und Jugendlichen als Maß für die gesunde Entwicklung verwendet werden. Allerdings gelten hier für die Beurteilung des BMI andere Normbereiche. Für Deutschland werden die von der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) veröffentlichten Altersperzentilen des BMI empfohlen.

Abnehmen nur mit Sport – geht das?

Die Idee, das Körpergewicht ausschließlich mit Sport „bekämpfen“ zu wollen, höre ich sehr oft. Die Erfahrung zeigt aber, dass Sport zwar aus mehreren Gründen eine unbestritten hilfreiche Säule darstellt, der Ansatz allein in aller Regel jedoch nicht ausreicht. Und schon gar nicht in Kombination mit einem hochkalorischen und/oder emotional geprägten Ernährungsstil.

Für ein erfolgreiches Gewichts- und Verhaltensmanagement ist es – wie bei Adipositas auch – sinnvoll, Ernährung und Bewegung in den Blick zu nehmen und auftauchende psychologische Hürden zu meistern.

Ein kleines Rechenexempel soll dies demonstrieren:

Ausgehend davon, dass Schule oder Arbeit 8 Stunden pro Werktag „fressen“,  Kochen, Essen, Hausarbeit, Körperpflege und je nach Entfernung zur Arbeits-/Lernstätte Auto fahren weitere 4-6 Stunden „schlucken“, wir außerdem mindestens 7 Stunden unserem wohlverdienten Schönheitsschlaf gönnen, verbleiben am Tag 2-5 Stunden für Sport, Entspannung, Hobby, Kinder, Partnerschaft und Besorgungen. Die Möglichkeiten, den Kalorienverbrauch beliebig zu erhöhen, sind also zeitlich mehr oder weniger begrenzt und belaufen sich bei einem Sport-Pensum von ca. 3-5 Stunden wöchentlich auf schätzungsweise 200-300 kcal am Tag zzgl. „rund-um-die-Uhr-kalorienverbrauchender“ Muskelaufbau. Ist Ihre bisherige Ernährung nur leicht überkalorisch und sie behalten diese bei, sinkt das Körpergewicht moderat. Liegt Ihre tägliche Energieaufnahme allerdings höher, wird der alleinige Fokus auf Sport langfristig nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Es gibt also einige Gründe, der Ernährung Aufmerksamkeit zu schenken und sie positiv zu verändern.

Leichter zum Ziel mit professioneller Unterstützung

In folgenden Fällen ist eine Ernährungsberatung empfehlenswert: 

  • Sie haben das Gefühl, dass Sie sich unausgewogen ernähren.
  • Sie kompensieren bestimmte Gefühle oder Lebensumstände mit Essen, so dass es Ihnen persönlich damit nicht gut geht und Sie das Gefühl haben, das Gewicht nicht im Griff zu haben.
  • Sie haben Gelenkprobleme, erhöhte Leberwerte, einen Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte, die sich durch eine Gewichtsreduktion bessern können.

Themen im Bereich Gewichtsmanagement

Im Folgenden finden Sie einen Überblick, welche Themen und Methoden in der individuellen Ernährungstherapie eine Rolle spielen können:

  • Stärkung der Veränderungsmotivation (Selbstwirksamkeit, positive Konsequenzerwartung, Risikowahrnehmung, Unterstützung bei der Entwicklung von persönlichen Änderungsplänen)
  • Aktivierung und Stärkung persönlicher Ressourcen / Barrierenbewältigung (Erarbeitung unterstützender Strategien bei Umsetzungsschwierigkeiten) 
  • Wissensvermittlung:
    – Ursachen der Adipositas,
    – Individuelle Fragestellungen zu aktuellen Ernährungstrends
    – spezielle Ernährungsthemen wie Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Nahrungsenergie, Flüssigkeitsaufnahme /-haushalt
    – Einflussfaktoren auf Essverhalten und Gewicht: Bewegungsfaktoren, Störungen im Essverhalten (s. a. Essstörungen), Social Media, Rituale und Überzeugungen, Genetik, Geschlecht, Alter, Wechseljahre, Verdauung, Nikotin, Alkohol, Trinkverhalten u.  a.), daraus resultierende Einflussmöglichkeiten auf den Energieverbrauch und tatsächlicher Wirkungsgrad im Hinblick auf die Gewichtsveränderung,
    – Erkrankungen, die Essverhalten und Körpergewicht beeinflussen können: Depressionen / psych. Erkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, – hochdosierte Cortisoneinnahme über einen längeren Zeitraum, körperliche Handicaps, Krebs u. a.
    – allgemeine Empfehlungen und individueller Ansatz für die Nährstoffzusammensetzung, uvm.
    – Aufklärung und Umgang mit gesunder Ernährung / Nahrungsauswahl: eine Pauschal-Diät gibt es nicht, der Klient wird vielmehr dazu angeleitet herauszufinden, was und wie viel seinem Körper langfristig gut tut und schrittweise seine Ernährung in diese Richtung zu lenken –>Ziel: ausgewogene Ernährung
  • Einschätzung von Portionsgrößen, ausgewogene Mahlzeitengröße und -verteilung
  • SOLL-IST-Vergleich bezüglich der Nährstoffversorgung, professionelle Ernährungsanalyse anhand von Ernährungsprotokollen
  • Selbstbeobachtung anhand von Tagebüchern oder Prozessmodellen, z.B. symptomatisches Verhalten (Kreislauf Auslöser -Gedanken-Gefühle-Essverhalten-Konsequenzen), Bewegungsverhalten, Leistungsverhalten, Essen als Antwort auf Krankheitssymptome
  • Aufstellung eines Orientierungsplans
  • Verbesserung der Wahrnehmung von Hunger, Sättigung und Genussfähigkeit
  • Abbau von Heißhungeranfällen
  • Planung und Umgang mit Risikosituationen wie Außer-Haus-Essen, Essen in Gesellschaft, heimlich Essen / Essen alleine, Feierabend, Einkaufen im Supermarkt
  • Verbesserung der Selbstkontrolle beim Essen („flexible Kontrolle“) und Aufbau alternativer Fähigkeiten
  • Bearbeitung mit dem Gewicht zusammenhängender bzw. zugrunde liegender Problembereiche (Biografie-Arbeit, aktuelle Situation), ernährungstherapeutisch via Verhaltensmodifikation und lösungsorientiert-systemischer Beratung
  •  Focusing (nach Absprache)
    -> Focusing ist eine körperorientierte Methode nach Gendlin. Im Zentrum steht das achtsame Wahrnehmen des körperlichen Erlebens. Daraus entfalten sich unter bestimmten Bedingungen lösungsorientierte Schritte
  • je nach Indikation Motivation zur Aufnahme angemessener körperlicher Aktivitäten, gemeinsame Planung eines sinnvollen Trainingsaufbauplans
  • Realitätstestung und Rückfallprophylaxe